Freitag, 7. Januar 2022
Ohne Gram
Guten Abend,

Ich glaube, meine letzte Mail kann ich so nicht ganz stehen lassen.

Ob ich an dich denke, fragst du.
Wie könnte ich nicht?
Es gibt so viele Momente, Erinnerungen und Begebenheiten, die ich gerne mit dir teilen würde.
Dich einfach nur mal kurz hören, wäre Wärme.

Aber wozu führt weiteres Schreiben?
Weitere Telefonate?
Dass ich mir wieder Klatsche um Klatsche abhole?
Eine Schranke nach der anderen spüre?
Dass es (ich) für "nur" ein Mindestmaß nicht reicht?
Nein, darauf warte ich nicht.
Da habe ich zuviel Selbstachtung vor mir.
Das Mindestmaß ist für mich Basis für all dessen.

Du, du selbst weißt am Besten, wie es sich anfühlt, wenn man nicht mal das erhält.
Falls es dir nicht bewusst ist, schaue dir deine Beziehung mit A. nochmal genau an.

Du bist jemand, der warten kann.
Du wartest seit über 2 Jahren, dass sich etwas an deiner Situation ändert.
Auch wenn ich mich wiederhole, das ist völlig in Ordnung!
Deine Zwei sind deine Priorität und stehen über allem.

Ich bin nicht wütend. Die Zeilen schreibe ich ohne Gram.
Nur muss ich mit all dem anders umgehen als du.

Gerne kann man sich Arbeitsplatten Kaffee Träumereien hingeben. Die Beine noch ein bisschen baumeln lassen.
Das ist deine Strategie. Das ist schön.

Meine sieht vor, sich wieder in das feste Gehäuse des Meeresbewohners zurück zu ziehen.
Stück für Stück.
Woche für Woche.
Bis der Satz - dein so treffender Satz- auch in meinen letzten Gehirnwindungen angekommen ist. "Wir haben uns verpasst in diesem Leben".

Also bleibe ich Leben nicht stehen.
Gehe nach vorne, laufe weiter.
Kann nicht anders, weil mich sonst das Grau drum herum erdrückt.

Ich liebe dich.
Und so sehr du dich auch weigerst, den Pflastersatz auszusprechen, so nötig ist er doch.
Sag ihn laut. Dann wird er wahr und das kann uns beiden nur gut tun.
Ich vermisse dich so unglaublich.
Aber es trennt uns nicht nur ein kleiner, schwarzer Streifen in einem Holz Tablett.


Auf der Suche nach einer passenden Schlussformel,
Shtriga

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