Mittwoch, 9. Februar 2022
Zeit
Heute Morgen haben wir über Zeit an sich gesprochen.
Was es eigentlich beinhaltet, wenn man sie Menschen schenkt.

Ziemlich am Anfang unserer Begegnung habe ich dir gesagt, dass ich weder Status, noch Geld, noch was auch immer haben möchte von dir.
Nur dein wichtigstes Gut im Leben. Deine Zeit.
Davon haben wir zusammen immer zu wenig.

WENN wir es aber schaffen, uns ein bisschen aus dem jeweiligen Universum davonzustehlen, dann fühlt es sich so verdammt gut an.
Mehr sogar.

Du hast gesagt, dass es sich richtig anfühlt.
Und ja, du hast damit absolut Recht.
Ich weiß, dass es falsch ist, was wir tun.
Ich weiß, dass wir Menschen um uns herum damit verletzten.
Ich weiß, dass es nicht ewig so gehen wird.
Ich weiß, dass ich irgendwann loslassen muss.
Wirklich, mit jeder Sekunde ist mir das bewusst.

Aber dann werden aus geplanten 60 Minuten mit einer unheimlichen Leichtigkeit 120 Minuten.
7200 Sekunden von denen sich jede nicht schwer anfühlt.

Ich spüre dich.
Körperlich, unter meinen Fingerspitzen.
Emotional, wenn wir einander zuhören.
Und genau Letzteres ist es, was mir in meinem Universum fehlt.
Die Emotionalität.
So sehr mich sie auch schreckt, so richtig fühlt sich das eben an.

Du wärst jemand, mit dem man Händchenhaltend durch die Stadt läuft.
Du bist jemand, der Worte mit Liebe auskleidet.
Der so aus sich herausgehen kann und es gerne zeigt.

Genau deswegen sitzen wir knutschend wie Teenager im Auto.
Lassen uns in die 7200 Sekunden fallen.
Augenblicke, die nur uns gehören.
Während du lachst.
Während die Akkus wieder aufgeladen werden.
Während man sich körperlich so nah ist.
Während im Hinterkopf der Satz hämmert: "Wir haben uns verpasst in diesem Leben."

Deswegen sind mir diese Momente so kostbar geworden.
Deswegen erzähle ich dir von meinem Batz eher weniger.
Ich koste jede kleine Sekunde aus, weil ich weiß, dass es nicht ewig so bleiben wird.
Du sollst in deinen Entscheidungen nicht von mir beeinflusst werden.
Du sollst so für dich weiterleben, wie du es für dich verantworten kannst.
Dein Universum und mein Universum.
Manchmal, dazwischen, gibt es eben die 7200 Sekunden von sich Fallenlassen.


Heute Morgen sind mir noch zwei Zitate vor die Füße gefallen, welche charmant passend sind. Finde zumindest ich.


"Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen."
Lucius Annaeus Seneca


"Eine schöne Uhr zeigt die Zeit an, eine schöne Frau lässt sie vergessen."
Maurice Chevalier

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 7. Februar 2022
Wiederholung
Ich höre deine Stimme und bin erleichtert, dass du alles überstanden hast.
Zwar nicht gut überstanden hast, aber immerhin wieder zurück in deiner "normalen" Taktung.

Du fragst nach einem Treffen.
Keines im Hotel, sondern ein Treffen wie früher.
Die Sehnsucht meinerseits ist immens groß.
Dennoch weiß ich nicht, ob es nicht wieder ein Aufweichen der Spielregeln ist.
Ob uns so etwas guttut.

Mir fehlt die Körperlichkeit.
Durch ein "normales" Treffen würde man sich allerdings nur wieder anheizen, aber ohne dass das gestillt wird.
Mir ist aber auch bewusst, dass ein solches Treffen das einzige ist, was wir in den nächsten Wochen haben werden.
Der Strohhalm im Alltag, aber mehr auch nicht.

Hatten wir so alles schon oft genug.
Wir springen damit in eine Art Wiederholungsschleife zurück.

Das alles fühlt sich zäh an.
Ein bisschen mehr Leichtigkeit wäre schön.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 4. Februar 2022
Zukunftsaussichten
Deine Nachricht kommt mitten in der Nacht.
Dir zu antworten, unterlasse ich beim zweiten Mal.
Zu deutlich ist es, dass du im Käfig sitzt.

Dennoch bin ich mehr als erleichtert, dass es dir zumindest körperlich gut geht.
Alles andere kann ich nur erahnen und die Aussichten sind mehr als schlecht.

Aus unserem Dialog wurde ein Monolog.
Sind das unsere Zukunftsaussichten?
Jetzt, wo der Vorgeschmack deines Sturms da war?

Dieser, jener Gedanke hat mich die Nacht über beschäftigt.
Er schmeckt mehr als bitter.
Sollte es so kommen, werde ich mich irgendwie damit abfinden müssen.

Bis dahin kreist es im Kopf.
Wie bringst du die Tage rum?
Wie sieht es in dir aus?
Wie hältst du das aus?

... link (0 Kommentare)   ... comment